Barrierefreiheit in der Verwaltung

Durch das Behindertengleichstellungsgesetz müssen alle Kommunen in Deutschland seit dem 23. September 2020 die Inhalte ihrer Webseiten zusätzlich in Leichter Sprache anbieten. Zusätzlich muss eine Erklärung zur Barrierefreiheit auf der Webseite zu finden sein. Diese muss zudem in Gebärdensprache und in Leichter Sprache angeboten werden. Außerdem muss die Möglichkeit gegeben werden, Feedback zu geben, damit mögliche Barrieren direkt gemeldet werden können.

Verwaltungssprache hat keinen guten Ruf in Deutschland und wird gerne auch als Beamtendeutsch oder Papierdeutsch bezeichnet. Hier wurden Begriffe wie raumübergreifendes Großgrün für Baum und Restmüllbeseitigungsbehälterentleerung für die Abholung durch die Müllabfuhr geprägt.

Tagtäglich gehen viele verschiedenen Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen bei der Verwaltung ein und aus. Jemand möchte sich seinen Personalausweis ausstellen lassen, eine Baugenehmigung bekommen oder aber auch Sozialhilfeleistungen wie die Eingliederungshilfe beantragen. Die Eingliederungshilfe unterstützt Menschen mit Behinderung dabei, eine passende Wohnform zu finden, eine Arbeit zu finden oder ein Hobby auszuüben. Sie wird also von Menschen mit Behinderung beantragt, die eventuell geistige Beeinträchtigungen oder Probleme mit dem Leseverstehen haben. Leider sind die Informationen, die sie hier erhalten, oft sperrig und schwer zu verstehen. Warum ist das so? Verwaltungsformulare richten sich häufig sowohl an Beamte und Beamtinnen als auch an Bürger und Bürgerinnen. Die Informationen sind in kompakter Form geschrieben und orientieren sich sprachlich an den Mitarbeitenden, damit sie die Informationen schnell und effizient weiterverarbeiten können. Die Bürger:innen werden dabei etwas auf der Strecke gelassen. Das führt zu Missverständnissen und die Leistungen werden nicht gewährt, da die Anträge nicht richtig, oder gar nicht ausgefüllt wurden. Gestalten Sie Ihr Angebot barrierefrei, sparen Sie sich und den Bürger:innen viel Zeit und Nerven und tragen zu einer inklusiven Gesellschaft bei.

Woher kommt das Beamtendeutsch eigentlich?

Also warum klingt die Sprache, die sich doch eigentlich an uns Bürger:innen richtet, so altmodisch und hochgestochen? Die Ironie liegt darin, dass Verwaltungssprache bürgernah sein will und doch nicht weiter davon entfernt sein könnte.

Die seltsam sperrigen und altmodischen Formulierungen haben einen historischen Ursprung. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die Verwaltungssprache durch Staatsverehrung und autoritäre Gesinnungen geprägt. Die Bürger:innen waren der Verwaltung und der Regierung untergeordnet. Gleichzeitig mangelte es ihnen an demokratischem Wissen, nur die wenigsten kannten ihre eigenen Rechte.

In den 70er Jahren fand ein Umdenken in der Bürger-Verwaltungs-Beziehung statt. Man setzte auf gegenseitiges Vertrauen und Nähe zueinander. Regierungsbeamt:innen sollten sich von nun an als Dienstleister für die Bevölkerung verstehen und auf die Bedürfnisse der Bürger:innen eingehen. Um dieses Vorhaben umzusetzen, richtete man schließlich in den 2000er Jahren Bürgerbüros ein, um schnell und flexibel auf die Bevölkerung eingehen zu können.

Barrierefreiheit in der Verwaltung – Aber wie?

Die vier Schlagwörter von Barrierefreiheit sind Nutzungsmodalitäten, Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit. Mit diesen vier Parameter können Sie Ihre Kommunikation als Verwaltung barrierefrei gestalten.

Nutzungsmodalitäten bedeutet, dass die Leistungen in der Verwaltung von Menschen mit Behinderung ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe in Anspruch genommen werden sollen. Dies betrifft sowohl bauliche Barrieren als auch Barrieren in der Kommunikation. Bauliche Barrieren lassen sich natürlich nicht so einfach abbauen, bei den kommunikativen Barrieren sieht das anders aus. Wir unterstützen Sie gerne bei der Erstellung barrierefreier Angebote für Ihre Verwaltung!

Bei der Auffindbarkeit geht es vor allem um das Finden der Verwaltung selbst. Es sollten also Informationen wie eine kurze Wegbeschreibung oder Ähnliches gegeben sein. Zudem sollte auch ein geeignetes Informations- und Leitsystem (mit visuellen und taktilen Schildern, akustischen Informationen, taktilen Übersichts- und Leittafeln, Brailleschrift und/ oder einem Bodenleitsystem) innerhalb der Verwaltung bereitgestellt werden. So können die einzelnen Stellen in der Verwaltung schnell und ohne fremde Hilfe gefunden werden. Auch eine barrierefreie Internetseite sollte vorhanden sein. Dementsprechend sollte geprüft werden, ob die Seite den Kriterien einer barrierefreien Gestaltung entspricht. Hier ist zum Beispiel wichtig, dass Screenreader, die Blinden Menschen Texte vorlesen, eine bestimmte Hierarchie der Inhalte benötigen, um diese in der richtigen Reihenfolge auszugeben. Falls Sie Fragen zum barrierefreien Web oder der Umsetzung einer barrierefreien Webseite haben, sprechen Sie uns gerne an!

Eine Verwaltungsstelle sollte immer gut zugänglich sein. Dies fängt schon bei den Türen an, die einfach zu öffnen und zu schließen sein sollten, oder automatische Türöffner. Davon profitieren sowohl Menschen mit eingeschränkter Mobilität als auch ältere Menschen oder Menschen mit einem Kinderwagen. Hier gibt es zum einen offensichtliche Barrieren wie Treppen für Rollstuhlfahrende oder aber auch kommunikative Barrieren, die zu Verständigungsproblemen führt. Hier setzt auch die Leichte und die Einfache Sprache an, um diese Barrieren abzubauen. Weiterhin gibt es sensorische Barrieren wie schlecht lesbare Schilder, die Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung Probleme bereiten können. Sie wollen Ihre Inhalte in Einfache oder Leichte Sprache anbieten? Dann sind Sie bei uns an der richtigen Stelle!

Zu guter Letzt sollten die Leistungen der Verwaltung gut nutzbar sein. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderung eigenständig in der Lage sein sollten, die Dienstleistungen zu beantragen und die damit verbunden Tätigkeiten zu erledigen. Somit müssen die Zugänge zur Verwaltung gut ausgebaut sein, aber auch die persönliche Kommunikation wie Termine im Amt oder gemeinsame Ortstermine müssen barrierefrei gestaltet werden. Deswegen ist es so wichtig, dass die Dokumente und Anträge, aber auch der Schriftverkehr wie E-Mails und amtliche Schreiben in Leichter Sprache vorliegen.

Für Großveranstaltungen sollten Gebärdensprachdolmetscher:innen und Schriftdolmetscher:innen bereitgestellt werden, damit die Veranstaltung inklusiv ist. Denken Sie die Barrierefreiheit von Anfang an mit, wenn Sie eine Veranstaltung planen. So ist die Umsetzung viel leichter. Kommen Sie gerne auf uns zu, wenn Sie Ihre Veranstaltung barrierefrei und zugänglich für alle gestalten wollen.

Wie lässt sich Leichte und Einfache Sprache in der Verwaltung umsetzen?

Durch die Gesetzeslage muss jede Behörde zumindest die wichtigsten Inhalte auch in Leichter Sprache anbieten. Auf Nachfrage müssen Bescheide, Allgemeinverfügungen, Vordrucke und öffentlich-rechtliche Verträge in leicht verständlicher Sprache erklärt werden. Überarbeiten Sie auch Ihre Internetauftritte dahingehend, so können die Bürger im Internet im besten Fall direkt zur Leichte-Sprache-Fassung des benötigten Textes springen und sich eigenständig die benötigten Informationen holen. Zudem werden immer mehr Konzepte erstellt, die Ihre Mitarbeitenden im Umgang mit Leichter Sprache und im Umgang mit der Zielgruppe schulen. So werden Sie als Behörden in Deutschland Stück für Stück barrierefreier.

Besonders Einfache Sprache kann für uns alle nützlich sein, denn wahrscheinlich saß jeder von uns schon einmal vor einem Brief vom Amt und musste ihn dreimal lesen, um überhaupt zu verstehen was drinsteht. Das wäre uns mit Einfacher Sprache wahrscheinlich nicht passiert.
Falls Sie noch Fragen zur Barrierefreiheit Ihrer Verwaltung haben, oder eine Kosteneinschätzung wünschen, kommen Sie gerne auf uns zu! Wir beraten Sie in allen Belangen der Barrierefreihen Kommunikation.

Unsere Leistungen

input

Wir übersetzen Ihre Texte in Leichte oder Einfache Sprache ganz individuell an Ihre Zielgruppen angepasst. Von Deutsch nach Deutsch.

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Wir illustrieren Ihre Texte für Leichte Sprache, um die Verständlichkeit zu unterstützen.

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Wir setzen die Texte ins finale Layout, so dass Sie (oder wir) die Daten direkt an die Druckerei liefern können

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Wird der Text wirklich verstanden? Prüfer:innen der Zielgruppe für Leichte Sprache bestätigen die gute Verständlichkeit.

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Wir übersetzen Ihre Texte in Einfache Sprache und danach in eine Fremdsprache. Von Deutsch in jede Fremdsprache.

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