Was ist eigentlich Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit ermöglicht Menschen selbstbestimmt und unabhängig zu leben. Leichte Sprache als Teil der Barrierefreiheit ist mittlerweile vielen Menschen ein Begriff. Aber Barrierefreiheit ist nicht nur Leichte Sprache.
Zunächst gibt es die bauliche Barrierefreiheit, sie ist für diesen Artikel nicht relevant. Hier soll es um die kommunikativen Barrieren gehen. Denn nicht nur Gebäude können Barrieren haben, auch unsere Sprache weist Kommunikationsbarrieren auf.
Kommunikative Barrierefreiheit
Die kommunikative Barrierefreiheit ist mittlerweile in mehreren Gesetzen rechtlich verankert. Sie beginnt in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die die Novellierung des Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) nach sich zog, hier heißt es, dass kein Mensch aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Im Bereich der Digitalisierung gibt es die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV), die die Anforderungen an barrierefreie Internetauftritte festhält, und die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die zwar nicht rechtlich bindend sind, aber Empfehlungen für das barrierefreie Web darstellen, an denen sich meistens orientiert wird. Seit 2021 gibt es auch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen von Unternehmen regelt.
Barrierefrei sind Dinge, die auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Zur kommunikativen Barrierefreiheit zählen Leistungen wie die Leichte oder Einfache Sprache, Audiodeskription, Untertitel, Gebärdensprach- und Schriftdolmetschen und das barrierefreie Web. Aus diesen verschiedenen Dienstleistungen ergeben sich viele unterschiedliche Anforderungen an eine barrierefreie und inklusive Kommunikation.
Arten von barrierefreien Unterstützungsmöglichkeiten
Menschen mit Lern- und/oder Leseschwierigkeiten benötigen Leichte und Einfache Sprache um Informationen eigenständig wahrnehmen und verstehen können.
Blinde und Menschen mit Sehschädigung benötigen Audiodeskription und Alternativtexte, um visuelle Informationen wahrnehmen zu können. Bei einer Audiodeskription werden handlungstragende visuelle Informationen in Filmen oder Videos in den Dialogpausen eingesprochen, Alternativtexte sind eine kurze Bildbeschreibung, die Bildern in Texten hinzugefügt werden kann.
Gehörlose und Menschen mit Hörschädigung benötigen Untertitel, um akustische Informationen wahrnehmen zu können. Für Gehörlose ist die Gebärdensprache die Muttersprache und Deutsch meistens die Zweitsprache, deswegen benötigen sie Gebärdensprachdolmetschende. Menschen, die erst später ertaubt sind oder schwerhörig sind, bevorzugen oft Schriftdolmetschenden, weil sie die Gebärdensprache oft nicht oder nur wenig beherrschen. Beim Schriftdolmetschen wird gesprochene Sprache live mitgeschrieben und kann als Textausgabe über ein Tablet oder eine Leinwand mitverfolgt werden.
Auch Brailleschrift, Spracherkennungssoftware und unterstützte Kommunikation wie Talker oder assistive Technologien tragen zur kommunikativen Barrierefreiheit bei und machen unsere Gesellschaft inklusiver.
Kommunikative Barrierefreiheit ist also sehr vielseitig und wegen der heterogenen Zielgruppe nicht immer so leicht umzusetzen. Das ist aber auch gar nicht immer gefordert, es sollte vorher immer geprüft werden, wer die Zielgruppe ist und was sie für Anforderungen an kommunikative Leistungen hat. Aber wenn die Barrierefreiheit von Anfang an in Projekten mitgedacht wird, ist es häufig leichter, sie für eine Vielzahl von Menschen zu erreichen.