Gendern in Leichte-Sprache-Texten – Geht das überhaupt?

Gendergerechte Sprache soll alle Geschlechter miteinbeziehen. So soll die Gleichbehandlung aller Geschlechter ausgedrückt werden. Außerdem können sich seit 2018 Menschen das Geschlecht „divers“ eintragen lassen, wenn sie sich nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen können.

Wie wir sprechen beeinflusst unsere Wahrnehmung. Frauen und diverse Menschen sind stark unterpräsentiert, das schlägt sich auch in der Wirtschaft nieder. Studien belegen, dass die Wahrnehmung von Berufen besonders bei Kindern mit Sprache zusammenhängt. Wenn von bestimmten Berufsgruppen nur in der männlichen Form gesprochen wird, assoziieren die Menschen auch eher einen Mann mit dem Beruf. Mit gendergerechter Sprache trauen sich Kinder auch Berufe zu, die typischerweise einem Geschlecht zugeordnet werden.

Gendern in Leichte-Sprache-Texten

Im Deutschen haben wir verschiedene Arten zu gendern:

  • Doppelnennung bzw. Paarform („Liebe Leser und Leserinnen“)
  • Schrägstrich (Leser/innen)
  • Binnen-I (LeserInnen)
  • Sonderzeichen (Unterstrich, Gendersternchen, Doppelpunkt) (Leser_innen, Leser*innen, Leser:innen)
  • Neutrale Formulierungen (Lesende)
  • Prinzip der Rollenverteilung (hier wechselt man die weibliche und die männliche Form ab, also z.B. „Der Patient geht zur Ärztin.“)
  • Umschreibungen und Passivkonstruktionen (Der Antrag muss abgegeben werden.)

Gerade die Sonderzeichen erhalten viel Zuspruch, da hier alle Geschlechter und nicht nur das weibliche und das männliche, einbezogen werden. Allerdings sind sie auch am schwersten zu verarbeiten und für die Zielgruppe von Leichter-Sprache nicht zu empfehlen. Zudem wird z.B. der Stern auch als solcher von Screenreadern vorgelesen, wodurch Nutzende darüber stolpern. Hier ist aber zu erwähnen, dass kein Sonderzeichen barrierefrei für den Screenreader ist.

Das Gendern in Leichte-Sprache-Texten ist ein viel diskutiertes Thema und so richtig einig ist man sich nicht.

Sonderformen wie der Unterstrich oder das Gendersternchen sind für Leichte-Sprache-Texte nicht geeignet, da sie den Lesefluss stören und das Verständnis erschweren. Dafür kann man aber die Doppelnennung, also „Liebe Leser und Leserinnen“ verwenden. Normalerweise beginnt man immer mit der weiblichen Form, allerdings ist diese schwerer zu verarbeiten, deswegen wird in Leichte-Sprache-Texten die männliche Form zuerst genannt.

Wenn man auch in Leichte-Sprache-Texten mit Sonderzeichen gendern möchte, das ist natürlich auch kürzer, kann man den Gender-Stern zu Beginn einführen, damit die Zielgruppe, weiß wie das Sternchen zu lesen ist.

Leichte Sprache und Gendern schließt sich aber weitestgehend aus und ist kaum kombinierbar. Zugunsten der Lesbarkeit sollte in Leichte-Sprache-Texte auf das Gendern verzichtet werden, da es den Text nur unnötig erschwert und letztendlich die eigentliche Zielgruppe ausschließt.

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