Einleitung
Kinder gehörloser Eltern, oft als CODAs (Children of Deaf Adults) bezeichnet, wachsen in einer einzigartigen kulturellen und sprachlichen Umgebung auf. Ihre Erfahrungen und Perspektiven sind oft geprägt von der Brücke, die sie zwischen der hörenden und der gehörlosen Welt schlagen. In diesem Blog-Beitrag möchten wir die besonderen Herausforderungen und Stärken von CODAs beleuchten und darauf eingehen, wie ihre Erfahrungen zur Förderung von Barrierefreiheit und Inklusion beitragen können.
Sprachliche und kulturelle Identität
CODAs sind die hörenden Kinder gehörloser Eltern und wachsen oft bilingual auf, indem sie sowohl eine Gebärdensprache durch die Eltern als auch eine Lautsprache durch andere Familienmitglieder und die hörende Mehrheitsgesellschaft erwerben. Außerdem erfahren CODAs zwei unterschiedliche Welten, die sich in ihren sozialen und kulturellen Normen oft stark voneinander unterscheiden. Das kann manchmal dazu führen, dass CODAs mit Identitätsfragen konfrontiert sind, da sie sich sowohl in der hörenden als auch in der gehörlosen Gemeinschaft zu Hause fühlen, aber gleichzeitig das Gefühl haben, nirgendwo vollständig dazuzugehören.
Die Rolle von CODAs in der Familie
CODAs übernehmen oft früh Verantwortung in ihren Familien. Da sie sowohl eine Laut- als auch eine Gebärdensprache beherrschen, dienen sie häufig als Dolmetscher:innen für ihre Eltern in verschiedenen Lebensbereichen. Die beispielsweise bei Arztbesuchen, Behördengängen oder generell im Alltag bereitgestellten lautsprachlichen Informationen übersetzen sie dann für ihre Eltern in Gebärdensprache. Diese Rolle kann sowohl belastend als auch bereichernd sein. Einerseits entwickeln CODAs früh ein hohes Maß an Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Andererseits kann die ständige Dolmetscherrolle auch zu Stress und Überforderung führen.
Herausforderungen im Bildungssystem
Das Bildungssystem stellt für CODAs oft eine besondere Herausforderung dar. Lehrkräfte und Mitschüler:innen wissen meist nur wenig über Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur, was zu Missverständnissen und Isolation der CODAs führen kann, da sich ihre Lebenswelt von der der anderen stark unterscheidet. Außerdem brauchen manche CODAs vielleicht Frühförderung, um die Lautsprache umfassend zu erwerben, wenn ihre Familie keinen oder wenig Kontakt zu Hörenden hat.
Die Bedeutung von Barrierefreiheit
CODAs haben oft ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Barrierefreiheit, da sie hautnah miterleben, wie ihre Eltern mit verschiedenen Barrieren konfrontiert sind. Sie wissen, wie wichtig es ist, dass Informationen in Gebärdensprache verfügbar sind, dass öffentliche Einrichtungen barrierefrei zugänglich sind und dass gehörlose Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Stärken und Ressourcen von CODAs
Trotz diverser Herausforderungen bringen CODAs viele Stärken mit. Sie sind oft sehr empathisch, kommunikativ und kulturell sensibilisiert. Diese Fähigkeiten machen sie zu wertvollen Vermittler:innen zwischen der hörenden und der gehörlosen Welt. Viele CODAs engagieren sich später beruflich oder ehrenamtlich in Bereichen, die mit Barrierefreiheit und Inklusion zu tun haben, und tragen so zur Verbesserung der Lebensbedingungen gehörloser Menschen bei.
Fazit
CODAs sind eine wichtige Brücke zwischen der hörenden und der gehörlosen Welt. Ihre einzigartigen Erfahrungen und Perspektiven können wertvolle Einblicke in die Bedeutung von Barrierefreiheit und Inklusion bieten. Es ist wichtig, ihre Stimmen zu hören und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können.