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Barrierefreiheit ist ein zentrales Thema in unserer Gesellschaft, das sicherstellt, dass alle Menschen gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben können. Ein Aspekt davon ist die Barrierefreiheit für schwerhörige Menschen, die im Vergleich zu tauben Menschen jedoch oft vergessen werden. In diesem Blog-Beitrag werden wir die Herausforderungen, die schwerhörige Menschen im Alltag erleben, beleuchten und insbesondere die Bedeutung multimodaler Angebote hervorheben.

Grade der Schwerhörigkeit

Schwerhörigkeit kann in mehrere Grade eingeteilt werden, die sich am Hörverlust in Dezibel (dB) orientieren:

  • geringgradige Schwerhörigkeit: 20-40 dB
  • mittelgradige Schwerhörigkeit: 41-60 dB
  • hochgradige Schwerhörigkeit: 61-80 dB
  • an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit: 81-95 dB

Diese Grade stellen eine Orientierung dar, lassen sich aber nicht immer eindeutig voneinander abgrenzen.

Herausforderungen schwerhöriger Menschen

Schwerhörigkeit kann in diesen verschiedenen Graden auftreten und kann grundsätzlich auch Menschen jeden Alters betreffen. Mit steigendem Alter lässt die Hörfähigkeit natürlich oft nach, sodass in den kommenden Jahren aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft vermutlich auch immer mehr Menschen Schwierigkeiten mit dem Hören haben werden. Die Herausforderungen, denen schwerhörige Menschen gegenüberstehen, sind vielfältig:

  • Kommunikation: Verständnisprobleme in lauten Umgebungen oder bei Hintergrundgeräuschen

  • Technologie: Schwierigkeiten bei der Nutzung von technischen Geräten wie Türklingeln, die nicht für schwerhörige Menschen optimiert sind

  • Öffentliche Verkehrsmittel: unzureichende akustische Ansagen und fehlende visuelle Informationen

  • Arbeitsplatz: Kommunikationsbarrieren in Meetings und bei der Zusammenarbeit mit Kolleg:innen

Abgrenzung zu tauben Menschen

Es ist wichtig, zwischen schwerhörigen und tauben Menschen zu unterscheiden, da ihre Bedarfe unterschiedlich sind:

  • schwerhörige Menschen: Die Resthörfähigkeit dieser Personen ist größer, sodass sie mithilfe von Hörgeräten oder anderen Hilfsmitteln gesprochene Sprache oft noch verstehen können. Das gilt besonders in ruhigen Umgebungen und mit Blickkontakt zur sprechenden Person. Auch Schriftsprache stellt für diese Menschen in der Regel kein Problem dar, da die zugrundeliegende Lautsprache für sie oft die Erstsprache ist.

  • taube Menschen: Diese Personen haben kein oder ein nur sehr geringes Hörvermögen und kommunizieren oft durch Gebärdensprache. Deshalb präferieren sie in der Regel Gebärdensprachverdolmetschung oder im Notfall schriftliche Kommunikationsmittel, auch wenn Schriftsprache für taube Menschen oft eine Zweitsprache darstellt.

Die Bedeutung multimodaler Angebote

Multimodale Angebote kombinieren verschiedene Kommunikationskanäle, um Informationen zugänglicher zu machen. Für schwerhörige Menschen sind diese Angebote von besonderer Bedeutung, da sie die Verständlichkeit und Teilhabe erheblich verbessern können.

1. Visuelle Unterstützung

  • Untertitel: Filme, Videos und Live-Veranstaltungen sollten Untertitel anbieten. Dies ermöglicht es schwerhörigen Menschen, den Inhalt vollständig zu verstehen.

  • Visuelle Signale: In öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen können visuelle Signale wie LED-Anzeigen oder Schilder zusätzlich zu akustischen Ansagen verwendet werden.

2. Technologische Hilfsmittel

  • Hörgeräte und Cochlea-Implantate: Moderne Hörgeräte und Cochlea-Implantate bieten erstaunliche Fortschritte in der Hörunterstützung.

  • Induktionsschleifen: Diese Systeme übertragen den Ton direkt an Hörgeräte und Cochlea-Implantate, was besonders in öffentlichen Einrichtungen wie Theatern oder Kirchen nützlich ist.

  • Apps und Software: Es gibt zahlreiche Apps, die Echtzeit-Untertitelung oder Sprach-zu-Text-Funktionen bieten. Diese können in Meetings, Vorlesungen oder bei persönlichen Gesprächen eingesetzt werden.

3. Interaktive und taktile Elemente

  • Vibrationsalarme: In Notfallsituationen können Vibrationsalarme zusätzlich zu akustischen Signalen verwendet werden.

  • Interaktive Displays: Touchscreens und interaktive Displays können Informationen auf eine Weise präsentieren, die für schwerhörige Menschen leicht zugänglich ist.

Fazit

Schwerhörige Menschen fallen beim Thema Barrierefreiheit oft hintenüber, da die Gruppe der tauben Menschen in vielen Köpfen die präsentere Zielgruppe darstellt. Mit den verschiedenen Graden der Schwerhörigkeit kommen auch verschiedene Bedarfe. Multimodale Angebote sind hier also ein wirksames Mittel, um die Barrierefreiheit für diese diverse Zielgruppe erheblich zu verbessern. Multimodale Angebote bieten aber natürlich auch darüber hinaus vielen verschiedenen Menschen einen Mehrwert. Es sollte also von Anfang an immer schon multimodal gedacht werden!