Textsorten helfen uns zu erkennen, was für ein Text uns vorliegt, ohne ihn lesen zu müssen. Textsorten unterscheiden sich in ihrer Form und Funktion. Geübte Leser:innen erkennen direkt an der äußeren Form eines Textes, ob ihnen ein Zeitungsartikel, ein Kochrezept oder eine Bedienungsanleitung vorliegt. Das liegt daran, dass diese Texte bereits äußerlich eine klare Struktur haben, die für die jeweilige Textsorte üblich ist.
Texte in Leichter Sprache hingegen sehen immer gleich aus. Große Schriftgröße, großzügiger Zeilenabstand, ein Satz pro Zeile und Bilder neben jedem Absatz. Man erkennt auf den ersten Blick, dass man es mit einem Text in Leichter Sprache zu tun hat, aber eben nicht, worum es in diesem Text gehen wird.
Nun hat sich durch das LeiSA-Projekt (Leichte Sprache im Arbeitsleben) 2017 aber ergeben, dass Textsorten durchaus einen Zweck erfüllen und auch für Menschen aus der Zielgruppe von Leichter Sprache das Textverständnis erleichtern können. Im Rahmen des Projekts wurde eine Studie durchgeführt, in der überprüft wurde, inwiefern die äußere Form eines Textes Rückschlüsse auf die Textsorte ergibt.
In der Studie haben Menschen aus der Zielgruppe für Leichte Sprache Texte mit Blindschrift aber mit dem üblichen äußeren Struktur der zugehörigen Textsorte vorgelegt bekommen. Die Bilder wurden bearbeitet, sodass man noch erkennen konnte, dass es sich um ein Bild handelt, aber nicht sehen konnte, was darauf abgebildet ist. Das Format, die Papierqualität und die Schriftart und -größe wurden beibehalten. Dann sollten die Teilnehmenden sagen, was dies für ein Text sein könnte. Das gleiche wurde mit Leichte-Sprache-Texten gemacht.
Die Studie hat ergeben, dass die Textsorte der Standardtexte häufig direkt erkannt wurden, die Menschen aus der Zielgruppe also durchaus über Textsorten-Wissen verfügen. In den Leichte-Sprache-Texten hingegen wurde die Textsorte nicht so häufig erkannt.
Es kann also durchaus sinnvoll sein, auch Leichte-Sprache-Texte, so wie für die Textsorte üblich, zu strukturieren. Die Lesenden können dann im besten Fall erkennen, um was für einen Text es sich handelt und sich auf den Inhalt einstellen.