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In der heutigen digitalen Welt ist Barrierefreiheit ein zentrales Thema. Websites sollten für alle Nutzer:innen zugänglich sein, unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Voraussetzungen. Immer mehr Web-Anbieter binden sogenannte Overlay-Tools ein, um ihr Angebot schnell und einfach barrierefrei zu machen. Dabei folgen sie oft den Versprechen der Overlay-Anbieter, die schnell den Eindruck erwecken, mit wenigen Klicks ließe sich ein nicht barrierefreies Angebot barrierefrei machen. Doch wie effektiv sind diese Tools wirklich? In diesem Blog-Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf Overlay-Tools und ihre Rolle bei der Schaffung barrierefreier Websites.

Was sind Overlay-Tools?

Overlay-Tools sind Software-Werkzeuge, die die Originaldarstellung einer Website überlagern, um deren Barrierefreiheit zu verbessern. Nutzer:innen der Website können so über einen Button Einstellungen ändern, z. B. die Farbdarstellung, Kontraste und Schriftgrößen. Zu vielen Overlay-Tools gehört auch eine Vorlesefunktion.

Vorteile von Overlay-Tools

  1. Schnelle Implementierung: Overlay-Tools können relativ schnell und einfach auf einer bestehenden Website eingebunden werden, ohne dass umfangreiche Änderungen am Quellcode erforderlich sind.

  2. Kosteneffizienz: Im Vergleich zu einer vollständigen Neugestaltung einer Website können Overlay-Tools eine kostengünstige Lösung sein, um die Barrierefreiheit zu verbessern.

  3. Benutzerfreundlichkeit: Viele Overlay-Tools bieten eine benutzerfreundliche Oberfläche, die es den Nutzer:innen ermöglicht, die Website nach ihren individuellen Bedarfen anzupassen.

Kritik an Overlay-Tools

Trotz ihrer Vorteile haben Overlay-Tools für Barrierefreiheit auch einige gravierende Nachteile. Sie können die Barrierefreiheit einer Website nicht dauerhaft und umfassend verbessern, sondern nur oberflächlich anpassen. Insbesondere für Nutzer:innen, die Assistenztechnologien (z. B. Screenreader) nutzen, können Overlay-Tools die Barrierefreiheit sogar verschlechtern. 

  1. Oberflächliche Lösungen: Overlay-Tools behandeln oft nur die Symptome von Barrierefreiheitsproblemen, anstatt die zugrundeliegenden Ursachen zu beheben. So ändern Overlay-Tools in der Regel nur visuelle Elemente wie Farben, Kontraste oder Schriftgrößen. Sie beheben jedoch keine strukturellen Probleme der Website, wie z. B. fehlende Alternativtexte für Bilder, unzureichende Navigation oder falsche Tab-Reihenfolgen. 

  2. Abhängigkeit von Drittanbietern: Die Nutzung von Overlay-Tools bedeutet, dass man sich auf Drittanbieter verlässt, um die Barrierefreiheit der Website zu gewährleisten. Dies kann zu Problemen führen, wenn der Anbieter seine Dienste einstellt oder die Tools nicht mehr aktualisiert.

  3. Performance-Probleme: Overlay-Tools können die Ladezeit einer Website beeinträchtigen, da sie zusätzliche Skripte und Ressourcen laden müssen. Dies kann insbesondere für Nutzer:innen mit langsamen Internetverbindungen problematisch sein.

  4. Neue Barrieren: Viele Overlay-Tools funktionieren nicht gut mit Screenreadern und anderen Assistenztechnologien, was die Barrierefreiheit für diese Nutzergruppe sogar reduzieren kann. Schlecht programmierte Overlay-Tools können neue Barrieren schaffen, z. B. durch unübersichtliche Layouts. Es ist beispielsweise fraglich, ob die verwendeten Symbole und Anpassungsmöglichkeiten von einigen Nutzer:innen überhaupt wahrgenommen, verstanden und bedient werden können. Üblicherweise müssen Overlay-Tools durch die Nutzer:innen manuell aktiviert werden, was für manche Personen ein zusätzliches Hindernis darstellen kann. 

Fazit

Viele Web-Anbieter glauben fälschlicherweise, dass Overlay-Tools dazu in der Lage sind, eine Website von außen auf Knopfdruck barrierefrei zu gestalten. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht der Fall.

Overlay-Tools können eine Ergänzung sein, um die Barrierefreiheit einer Website zu verbessern. Sie bieten schnelle und kostengünstige Lösungen, die für einige Nutzer:innen von Vorteil sein können. Allerdings sollten sie nicht als alleinige Lösung betrachtet werden. Eine wirklich barrierefreie Website erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die strukturelle Änderungen und eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung umfasst. Es ist wichtig, dass Webentwickler und Website-Betreiber sich nicht ausschließlich auf Overlay-Tools verlassen, sondern auch in die grundlegende Barrierefreiheit ihrer Websites investieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Nutzer:innen, unabhängig von ihren individuellen Bedarfen, gleichberechtigten Zugang zu den Inhalten und Funktionen einer Website haben. Hat das zugrundeliegende Angebot Barrieren, wird das Angebot auch trotz aktivierter Overlays weiterhin Barrieren haben oder sogar zusätzliche Barrieren entwickeln. Overlay-Tools sind somit nicht allein dazu in der Lage, die rechtlichen Anforderungen an Barrierefreiheit zu erfüllen.

Letztlich sollte das Ziel sein, eine inklusive, digitale Umgebung zu schaffen, in der jede:r Nutzer:in die bestmögliche Erfahrung machen kann. Overlay-Tools können dabei zwar ein unterstützendes Werkzeug sein, sind aber nur ein Teil der Lösung.